Follow us on Twitter

Follow us on Facebook

NATO-Manöver während ukrainischer Gegenoffensive – Air Defender 23

Jun 13, 2023 | Studien & Berichte | 0 comments

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

Frank Hofmann , Air Defender 23: NATO-Luftübung trainiert Ernstfall

DW -Während die Ukraine auf Gegenoffensive umgeschaltet hat, probt die NATO den Luftkampf unter deutscher Führung. Es ist das größte Flugmanöver der Allianz seit Bestehen. Verspätungen im Linienverkehr werden erwartet.

In der Luft wird der Krisenfall in drei Flugzonen trainiert: Über Norddeutschland und der Nordsee, im Osten und in einem kleineren Streifen in Süddeutschland. Diese Zonen werden im Wechsel täglich für mehrere Stunden für den zivilen Flugverkehr gesperrt.

Der reguläre Flugbetrieb ist Teil der Herausforderung: Der Himmel über Europa mit Deutschland im Zentrum gehört zu den meistgenutzten Flugräumen der Welt. Luftfahrtexperten beobachten deshalb mit Spannung, ob der zivile Flugverkehr weitgehend störungsfrei weiterbetrieben werden kann – parallel zu Air Defender 23.

Die deutschen Flughäfen sollen während der zehn Manöver-Tage ihre Betriebszeiten auch in den Nächten erweitern. „So hoffe ich, wenn alle diese Maßnahmen greifen, dass es zu keinen Flugausfällen kommt“, sagt der ranghöchste deutsche Luftwaffen-Pilot Ingo Gerhartz. Der Inspekteur der Luftwaffe will im Vorfeld Verzögerungen bei An- und Abflügen aber nicht ausschließen.

Keine Flugausfälle, aber Verspätungen erwartet

Auch der Verband der europäischen Fluglinien „Airlines for Europe“ rechnet nicht mit Flugausfällen. Aber es bestehe „die Möglichkeit, dass es zu Verzögerungen kommt, die aber zum jetzigen Zeitpunkt betrachtet, nicht wesentlich sein dürften“, sagt Kevin Hiney, der Sprecher der Organisation mit Sitz in Brüssel im Gespräch mit der DW. Allerdings sei das Zusammenspiel des zivilen Flugbetriebs mit der NATO-Übung eine „Live-Situation“, das müsse auch den Reisenden bewusst sein.

Der deutsche Luftfahrtexperte Clemens Bollinger erinnert im DW-Interview an eine Besonderheit der deutschen Flugsicherung im Vergleich zu anderen Staaten in Europa: Seit 30 Jahren ist hier die Arbeit von zivilen wie militärischen Fluglotsen integriert – eben weil der deutsche Luftraum so stark genutzt wird.

Während die Luftstreitkräfte in Frankreich auch im Normalbetrieb ganze Flugzonen immer wieder für Linienflüge sperrten, würden über Deutschland zivile und militärische Flüge jeden Tag im Regelbetrieb miteinander koordiniert.Fluglotsen der Flugsicherung sind im ständigen Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Luftwaffe. „Aber wir alle wissen, dass es viele Faktoren gibt, die zu Verspätungen führen können, wie Gewitter, andere Wettereinflüsse oder zu viel Verkehr“, sagt Bollinger. Will heißen: Die Luftfahrt ist hochkomplex – wenn während Air Defender 23 weitere Störfaktoren hinzukommen, könnten Verspätungen kaum ausgeschlossen werden. Zumal der Linienbetrieb in Europa mittlerweile wieder fast so umfangreich sei wie vor der Corona-Pandemie.

Abschreckung mitten im zivilen Regelbetrieb

Ohnehin: Die NATO wolle mit der Air-Defender-Übung mitten im regulären Flugbetrieb eben auch ein politisches Zeichen der Abschreckung setzen, sagt Torben Arnold von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im DW-Interview. „Das hat natürlich eine klare Signalwirkung, dass man sagt, selbst wenn dieser Luftraum super hoch frequentiert ist, dass man bereit ist, eben auch hier zu zeigen, wir werden jeden Zentimeter des NATO-Bündnisgebietes verteidigen“, so Arnold.

Die über 10.000 beteiligten Soldatinnen und Soldaten der NATO-Länder werden dabei zahlreiche vorbereitete Übungssituationen durchspielen. Auch am Boden: So gehöre auch die „Evakuierung aus einem Flugplatz heraus“, zu den Übungsroutinen, sagt Ingo Gerhartz, der deutsche Luftwaffen-Inspekteur.

Diese Übung wurde offenbar nach den chaotischen Tagen am Flughafen von Kabul im Jahr 2021 in den Manöverplan aufgenommen als die USA und ihre Verbündeten überstürzt den Afghanistan-Einsatz beendeten. Weitere Szenarien sind die Unterstützung von Bodentruppen aus der Luft, der Kampf im Himmel gegen feindliche Jets aber auch das Abfangen von Mittelstreckenraketen durch NATO-Kampfbomber. Die US-Streitkräfte schicken mit dem Tarnkappen-Bomber F-35 hierfür den modernsten Kampfjet der Allianz über den Atlantik.

Über der Nordsee werde auch die Verteidigung feindlicher U-Boote oder Schiffe geprobt, sagt SWP-Experte Arnold. Der Feind, „kann mich auch aus Räumen angreifen, wo er eben nicht kontinental irgendwo auf dem Festland steht“, so Arnold.

NATO-Manöver während ukrainischer Gegenoffensive

Dass viele in Europa bei diesem „Feind“ im Moment vor allem an Russland denken und dessen Großoffensive gegen die Ukraine seit dem 24. Februar vergangenen Jahres liegt auf der Hand. Allerdings: bei der Vorstellung der Planungen zu Air Defender 23 vor den Medien in Berlin versuchte der deutsche Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz alles, um den Feind im Osten mit keinem Wort zu erwähnen.

Das übernahm bei diesem Termin die Botschafterin der USA in Deutschland, Amy Gutmann: „Prävention durch Vorbereitung ist heute wichtiger denn je“, sagte sie. Die USA und ihre NATO-Verbündeten spielen die Karte der Abschreckung mit einem womöglich nicht ganz ungewünschten Nebeneffekt. Auch die Aufklärer der Streitkräfte Russlands werden das NATO-Manöver studieren: Während in der Ukraine Kiews Armee die russischen Angreifer mit immer mehr Angriffen, mit Nadelstichen entlang der Front im Osten und Süden des Landes immer mehr unter Druck setzt.

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

Related articles:

Follow us on Twitter

Follow us on Facebook