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Deutschlands Seestreitkräften schlechter als im Rest der Bundeswehr

Apr 1, 2024 | Studien & Berichte | 0 comments

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

Deutsche Marine: Das Schlusslicht der Zeitenwende

WW – Die Marine verteidigt gerade Handelsschiffe gegen Angriffe der Huthi-Miliz. Doch die Erfolge täuschen. Unterm Strich ist die Lage bei Deutschlands Seestreitkräften noch schlechter als im Rest der Bundeswehr.

Tage wie der 21. März zählen zu den Höhepunkten im Alltag von Marineinspekteur Jan Christian Kaack. Denn an dem Tag schoss ein Hubschrauber der Fregatte „Hessen“ im Roten Meer bereits die dritte Kampfdrohne der Huthi-Miliz ab. „Der Einsatz der Hessen ist für die Deutsche Marine einer der gefährlichsten seit Jahrzehnten“, lobte Verteidigungsminister Boris Pistorius die Mission der Seestreitkräfte. Er sei gut gemeistert worden.

Den Schutz der Meere zu übernehmen, das dürfte der deutschen Marine auf den ersten Blick eigentlich nicht sonderlich schwerfallen. Ihre Schiffe sind weitgehend auf dem höchsten technischen Niveau, während etwa der Luftwaffe ganze moderne Flugzeugklassen wie Tarnkappenbomber fehlen. Das Heer besitzt praktisch keine Flugabwehr gegen Drohnen.

Dazu können Deutschlands Rüstungswerften bei den schwimmenden Waffen fast alles selbst produzieren – von den autonomen Unterwasserwaffen der Bremer Atlas Elektronik bis zu den fast nicht zu ortenden U-booten der Klasse 212 von Thyssenkrupp.Doch wer genauer hinsieht, entdeckt Risse im Bild. So gut einzelne Einsätze auch laufen, unterm Strich hat die Marine größte Probleme, die nötigen Aufgaben zu erfüllen.

„Die Marine hat von allem zu wenig“, klagt ein Insider der deutschen Armee. Er nennt sie „praktisch das Schlusslicht der Zeitenwende.“Warum, das erklärte der Marineinspekteur, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, auf einer internen Veranstaltung seiner Truppe im Januar.

Kaack, der oberste truppendienstliche Vorgesetzte der Teilstreitkraft, bezeichnete seine Bundesmarine bewusst zweideutig „abschreckendes Vorbild.“ So gebe es die gleichen Mangelerscheinungen wie bei den anderen Teilstreitkräften: Geräte, Personal und Munition sind knapp. Doch die Lücken bei Kaacks Truppe sind offenbar größer als anderswo.

So hat Deutschland mit rund einem halben Dutzend Fregatten und U-booten nur die Hälfte dessen, was es eigentlich braucht „und meist ist bestenfalls ein Drittel einsatzfähig“, so ein Insider. Mit weniger als 50 Kriegsschiffen hat Deutschland die kleinste Marine seiner Geschichte.Dazu fehlen Soldaten.

„Die Verfügbarkeit voll ausgestatteter Besatzungen insbesondere bei den Fregatten ist – lassen Sie es mich so sagen – in Teilen desaströs“, sagt Marineinspekteur Kaack.Genauso steht es um die Munition. Zwar wehrt sich Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer gegen die Befürchtung, die Fregatte „Hessen“ habe bei ihrem Einsatz gegen die Huthi-Miliz im Roten Meer zu wenig Geschosse.

„Der Kommandant der Hessen kann mit den Waffen an Bord und der zur Verfügung stehenden Munition den Auftrag zu 100 Prozent erfüllen“, sagte Breuer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Um dann einzuschränken, „so lange, wie die Fregatte im Roten Meer eingesetzt ist“. Im Klartext: Das Material reiche gerade einmal für zwei Monate, seit Einsatzbeginn Ende Februar also bis Ende April, so ein Insider der Armee.So ähnlich klingt auch Marienechef Kaack. In seiner Rede lässt er durchblicken, dass seine Truppe selbst den minimalen Einsatz eines Schiffs gegen die Angriffe der Huthi-Rebellen kaum durchhalten könne.

„Und da sprechen wir noch nicht von Landes/Bündnisverteidigung“, so der Offizier.Was ihn und seine Kollegen jedoch noch mehr sorgt als die heutigen Lücken, sind die schlechten Aussichten. „Bei der Marine wird der Mangel noch länger anhalten als beim Rest der Truppe“, so ein Insider der Truppe.Das beginnt bei der Munition. Während etwa das Heer bereits für Milliarden Euro Geschosse und Granaten für Panzer und Artillerie bestellt hat, sind in der Branche keine entsprechenden Munitionsaufträge für Fregatten oder Zerstörer bekannt.

Auch auf Anfrage wollte das Verteidigungsministerium keine Orderzahlen nennen und erklärte: „Daraus kann weder gefolgert werden, dass ein Mangel vorliegt, noch, dass dies nicht der Fall ist.“Selbst wenn Aufträge mal kommen, müsste die Bundesmarine wohl länger warten als das Heer.

Jede Order wäre im Vergleich zu Bestellungen etwa für Haubitzen bescheiden klein. Darum gehen hier selbst Anbieter wie der Munitionsmarktführer Rheinmetall ungern in Vorleistung. „Wir versuchen ja zu helfen“,  so Rheinmetall-Chef Armin Papperger.

„Aber es gibt halt nicht so wahnsinnig viele Zerstörer oder Fregatten und vom Umsatz her ist es auch begrenzt.“Manches ist sogar mit größter Mühe nicht nachzukaufen, sagt der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Florian Hahn, „weil es die entsprechende industrielle Kapazität nicht mehr gibt.“ Er ergänzt: „Wenn die Bestände also leer geschossen sind, kann die Marine sie nicht mehr nachfüllen – und muss die Fregatte abziehen.

“Schwierige SchiffsbestellungenAuch bei der Zahl der Schiffe ist Besserung kaum in Sicht. Zwar holt die Bundeswehr dank des 100-Milliarden-Sondervermögens mehrfach verschobene Order nach, für Klassen wie Korvette 130, Fregatte 126 oder U-Boot 212. Doch das sei zu wenig, so Bundesmarinechef Kaack: „Alles gleichzeitig wird nicht möglich sein“, warnt er mit Blick auf die vielen Einsatzgebiete vom „indo-pacific Deployment“ gegen Chinas Machtstreben vor den asiatischen Küsten, über die Huthi-Angriffe an der arabischen Halbinsel, bis zu Patrouillen in der Ostsee gegen eine russische Marine, deren „Innovation uns bereits erhebliche Kopfschmerzen bereiten“, so Kaack.

Die Arbeitsweise der Beteiligten trägt dazu nicht förderlich bei. Weil Deutschland praktisch keinen fokussierten staatlich dominierten Großanbieter hat, wie Frankreichs Naval oder Fincantieri in Italien, dauert der Bau länger, besonders wenn die deutschen Beschaffungsbehörden jedes noch so kleine Detail vorschreiben.Am Ende könnten die neuen Boote die Not der Bundesmarine sogar noch vergrößern.

Denn mit jedem der neuen Kampfschiffe steigen die Betriebskosten. Selbst wenn die Truppe sparsam fahre und sie jeden Schuss gut überlege, verschlinge der Betrieb wohl weit mehr als eine Milliarde Euro zusätzlich pro Jahr, sagt ein Insider. „Und diese Mittel gibt der Bundeswehretat nach jetzigen mittelfristigen Planung einfach nicht her“, heißt es weiter. „Obwohl letztlich sich jeder Einsatz rechnet, allein weil der Schutz des Handels für mehr Steuereinnahmen sorgt.“

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

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