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Deutschland – AfD konnte zuletzt besonders bei den unter 30-Jährigen punkten

Nov 4, 2023 | Studien & Berichte | 0 comments

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

Wählen junge Deutsche nur noch extrem?

RP  online- Die AfD konnte zuletzt besonders bei den unter 30-Jährigen punkten, während alle anderen Parteien Anhänger verlieren. Das will Sahra Wagenknecht mit ihrer neuen Partei ändern und auch AfD-Stimmen zurückholen. Welche Chancen ihr eingeräumt werden.

Sahra Wagenknechts Konterfei auf dem Titelblatt des „Compact“-Magazin mit der Zeile „Die beste Kanzlerin – eine Kandidatin für Links und Rechts“ ist im Grunde der Beleg für das Dilemma. Damit verdeutlicht die Zeitschrift, die seit 2021 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremes Projekt eingestuft wird, auf populistische Weise: In Deutschland profitieren politisch gerade die beiden extremen Ränder rechts und links. Und die könnte Sahra Wagenknecht als eine der beliebtesten Personen im Politikbetrieb mit ihren inhaltlichen Schnittmengen zur AfD gut verkörpern.

Betrachtet man Umfragen und die jüngsten Wahlergebnisse aus Hessen und Bayern, lässt vor allem eines aufhorchen: Die AfD legt nicht nur deutlich zu und festigt ihren Umfragewert bei rund 20 Prozent, sie punktet auch bei Jüngeren. War ihr Wählerklientel bislang vor allem männlich und mittleren Alters, haben in Bayern 16 Prozent der Unter-30-Jährigen der AfD ihre Stimme gegeben. In Hessen waren es sogar 18 Prozent. In beiden Ländern liegen die Zustimmungswerte der Jüngeren ungefähr gleichauf mit dem Gesamtdurchschnitt aller Wählerinnen und Wähler.

Man kann deshalb nicht sagen, dass die Jungen „radikal“ wählten. Trotzdem fragen viele nach den Gründen, warum fast jeder fünfte junge Mensch in einem westdeutschen Bundesland der AfD seine Stimme anvertraut.

Zu bedenken gibt Wahlforscher Thomas Poguntke, dass junge Menschen, gerade die Erstwählerinnen und -wähler, in ihrer Parteiorientierung noch nicht so festgelegt und insofern auch stärker den Schwankungen in der öffentlichen Stimmung ausgesetzt seien. Auf dem Höhepunkt der „Fridays for Future“- Bewegung vor einigen Jahren hätten zum Beispiel viele Jüngere die Grünen gewählt. „Jetzt scheint die Themenkonjunktur die AfD zu begünstigen – eben auch bei unter 30-Jährigen“, so der Düsseldorfer Politologe. Die Wahl als Plattform für Protest zu nutzen, spiele ebenfalls eine wichtige Rolle.

Dass bei der NRW-Landtagswahl 2022 die FDP und die Grünen mit großem Abstand die beliebtesten Parteien bei den Jungwählern waren, hätten sie einerseits ihrem jüngeren Auftreten zu verdanken, meint Poguntke. Zum anderen seien es beides Parteien, die zu diesem Zeitpunkt nicht vom Streit der großen Koalition in Berlin vergiftet gewesen seien.

„Parteien mit Regierungsbeteiligungen sind immer Erosionsprozessen ausgesetzt, was die eigene Glaubwürdigkeit angeht. Das ist jetzt auch bei der CDU in der Migrationsdebatte so, da sagen die Menschen: Tolle neue Ideen, aber ihr wart ja die vergangenen 16 Jahre auch schon dabei.“ Ob die jüngere Generation der AfD tatsächlich die größte Kompetenz zutraut im dominierenden Themenbereich Migrationspolitik und sie deshalb vermehrt gewählt hat? Der Politologe ist sich nicht nicht sicher: „Dieser Erfolg der AfD ist überraschend und es bleibt zu untersuchen, wo das herkommt.“

Eines scheint jedenfalls nicht die Erklärung dafür zu sein: Dass sich der Erfolg der AfD allein auf ihre Social-Media-Aktivitäten zurückführen ließe. Denn hier muss differenziert werden: Der Account der Gesamtpartei hat zwar auf dem Papier die mit Abstand meisten Facebookfans: Mit 530.000 Anhängern (Stand Oktober 2023) folgen der AfD mehr als doppelt so viele Menschen wie der zweiplatzierten Partei in diesem Ranking, den Linken (242.000). Von CDU, CSU, SPD und Grünen mit um die 200.000 Fans je Partei einmal ganz abgesehen.

Die Kernnutzerschaft auf Facebook sind aber eben gerade nicht die Jüngeren, sondern die 30- bis 69-Jährigen, die zusammen Dreiviertel aller User ausmachen. Bei Instagram und TikTok ist es umgekehrt. Doch genau da ist die AfD und ihre Funktionsträger gar nicht so aktiv. Eine Untersuchung des Teams um Thomas Poguntke hat in einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung zur Bundestagswahl 2021 herausgearbeitet, dass die Mehrheit (59 Prozent) der AfD-Wahlkreiskandidaten und -kandidatinnen überhaupt keine der Social-Media-Plattformen nutzt: Also weder Facebook, noch Tiktok oder Instagram. Bei der SPD trifft das nur auf neun Prozent der Politiker zu, bei der Union auf 13 Prozent.

Die Ableitung, die AfD profitiere vor allem von ihrem Erfolg in sozialen Medien, ist so pauschal also nicht haltbar. Gleichzeitig müssen Instagram- und Tiktok-Accounts kein eindeutiges Kriterium sein, um Wahlerfolge zu erzielen. Das lässt sich genauso auf Sahra Wagenknecht übertragen. Sie ist zwar mit weitem Abstand die Person aus dem Politikbetrieb mit den meisten Facebookfans in Deutschland.

Ihrer vorherigen Partei der Linken hat das bei den Wahlen aber wenig genutzt. Es bleibt abzuwarten, wie viel Person Wagenknecht in ihrer neuen Partei steckt – und wie viel Inhalte, die ihr Wählerstimmen der AfD bescheren könnten. Dass das schon bei der nächsten Gelegenheit auch Jungwähler sein können, ist nicht abwegig: Sollte das Bündnis Wagenknecht im Juni zur Europawahl antreten, dürfte es mit einigen Stimmanteilen rechnen. Nicht nur die Europawahl gilt eher als als Protestabstimmung, auch die Unter-30-Jährigen sind in ihrer Entscheidung eher experimentier- und protestfreudig. Das haben die Ergebnisse in Bayern und Hessen gezeigt.

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande 

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