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Rechtsextremismus ـ Verbindungen in die Bundeswehr

Sep. 17, 2025 | Studien & Berichte | 0 Kommentare

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande –ECCI

Die brisanten Verbindungen des „Nordbund“

tonline ـ Razzien im mutmaßlich rechtsradikalen Milieu führen zu einer Gruppe, aus der es viele Verbindungen in die Bundeswehr gibt. Die Behörden haben sie aber schon länger auf dem Radar.

Durchsuchungen an 13 Orten bei einer Gruppe aus dem rechtsradikalen Milieu: Nach Informationen von t-online richten sich aktuelle Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Celle gegen den „Nordbund“, eine bereits bekannte Gruppe mit brisanten Verbindungen in die Bundeswehr. Die Ermittler sind überzeugt, dass die durchsuchten Zielpersonen eine bewaffnete Gruppe gebildet und sich darin betätigt haben.

Um die möglichen Pläne der Gruppe zu enthüllen, rückten am Dienstag die Ermittler aus, darunter Spezialkräfte unterschiedlicher Polizeibehörden. Es geht bislang um acht Männer im Alter zwischen 32 und 57 Jahren. Gegen vier von ihnen bestand der Verdacht, dass sie unerlaubt Kriegswaffen und andere vollautomatische Schusswaffen besitzen. Auch deshalb wurde bei ihnen durchsucht.

Einige der durchsuchten Personen sollen auch der verbotenen Neonazi-Gruppierung „Blood & Honour“ angehört haben. Die Mitglieder von „Nordbund“ sollen ihren Germanenkult so weit getrieben haben, dass sie Veranstaltungen der neuheidnischen und ebenfalls verbotenen neonazistischen Vereinigung „Artgemeinschaft“ besuchten.

Gegen sie steht jetzt ein Vorwurf im Raum, der allein schon bis zu zwei Jahre Gefängnis bedeuten könnte, sofern keine weiteren Vorwürfe hinzukommen. Es geht um den selten angewendeten Paragrafen 128 StGB: Die Männer werden verdächtigt, in unterschiedlichen Rollen eine Gruppe gebildet zu haben, die über Waffen oder andere gefährliche Werkzeuge verfügt, und diese befehligt, sich ihr angeschlossen oder sie unterstützt zu haben. Eine große Frage ist nun: Wozu?

Verbindungen in die Bundeswehr

Zu den Mitgliedern des „Nordbunds“ gehörte auch ein Mann, der als Feldjäger bei der Bundeswehr sicherheitsrelevante Aufgaben wahrnahm. Noch 2022 leistete er Personenschutz auf höchster Ebene. Dann wurde er nach einer Razzia am 9. März 2022 plötzlich gemeinsam mit einigen weiteren Personenschützern der Bundeswehr abkommandiert: Vorerst keine Dienste mehr an der Seite von Generälen, von Staatssekretären oder Ministern, hieß es, also weder eine halbautomatische P30 im Holster unter dem Jackett noch Auslandseinsätze im Kampfanzug in Krisengebieten. In mehreren Kasernen in Niedersachsen wurde damals durchsucht.

In der Folge wurden drei Disziplinarverfahren gegen Soldatinnen beziehungsweise Soldaten eingeleitet, wie die Bundesregierung im November 2022 auf eine Anfrage der Linken erklärte.

Zumindest der damalige Feldjäger, der aus Baden-Württemberg stammt, gehörte nun nach t-online-Informationen auch zum Kreis der Personen, bei denen jetzt Durchsuchungen durchgeführt wurden. Er war in der Vergangenheit auf gemeinsamen Fotos mit anderen Mitgliedern von „Nordbund“ bei wehrsportartigen Veranstaltungen zu sehen.

Das war offenbar der Auslöser, weshalb der Militärische Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr auch andere Behörden eingebunden hatte. Im März 2022 war der MAD an das ermittelnde Landeskriminalamt Niedersachsen mit Informationen um die Gruppierung herangetreten. Die Ermittler konnten sich dabei offenbar auch Recherchen und eine Broschüre einer Antifa-Gruppe stützen, die das „Nordbund“-Netzwerk mit seinen Verbindungen aufzeigte. Dort waren auch die Fotos des damals aktiven Soldaten zu finden.

Verbindungen zum NSU

Im Zentrum der Gruppe stand damals der langjährige Neonazi Johannes K., der in den vergangenen Jahren zunächst als Betreiber oder Besitzer von Tattoostudios aktiv war, einen Armeebedarfsladen betrieben und Survivaltrainings angeboten hatte. K. spielte schon in den Ermittlungen gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) eine Rolle, galt als ein Verbindungsmann des Umfelds der NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.

Aus den NSU-Ermittlungsakten geht hervor, dass Johannes K. im Jahr 2004 ein Treffen der rechtsextremen Szene in einer Gaststätte in Braunschweig organisiert hatte. Hier stellte der Verfassungsschutz auch das Auto von Maik E. fest, dem Bruder eines Angeklagten im NSU-Prozess, der den Mördern Unterschlupf gegeben hatte.

K. soll Zeitsoldat bei der Panzergrenadiertruppe gewesen sein. Gerüchten zufolge, die nie dementiert wurden, soll er sich auch in Südafrika im Sicherheitsbereich betätigt haben. Die „Warrior Survival School“ (WSS), eine Art paramilitärische Gruppe, verkündete, dass er im November 2007 als aktiver Kämpfer oder „Trooper“ für eine Reservistenkameradschaft aus besonders leistungsstarken Reservisten der Bundeswehr teilgenommen hatte, die gezielt für die Teilnahme an militärischen Wettkämpfen trainiert werden.

Durchsuchungen an 13 Orten

Durchsucht wurde in Hildesheim, wo Johannes K. auch tätig war, im Raum Hannover, in einem Ort im Kreis Lippe unweit der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie im Enzkreis. Dort lebte der abkommandierte Personenschützer. Zunächst war unklar, ob er der Bundeswehr noch immer angehört. Ein Großteil der Angehörigen des „Nordbunds“ sind ehemalige Soldaten, zum Teil ebenfalls in früheren Elite-Verwendungen. Die Durchsuchungen 2022 hatten sich auch gegen einen Schießtrainer der Bundeswehr und einen Bundespolizisten gerichtet. Im April dieses Jahres hatte die Polizei bereits zur Gefahrenabwehr bei einem der Beschuldigten eine Pistole und Munition beschlagnahmt.

Am Dienstagmorgen durchsuchten die Beamten nun 13 Objekte in der Region Hannover, in Hildesheim und Umgebung, im Enzkreis und im Kreis Lippe. Wie die „Neue Deister-Zeitung“ meldet, wurde auch im 1.200-Einwohner-Ort Altenhagen I durchsucht und zeitweise eine Bundesstraße gesperrt. In dem kleinen Dorf hatte es auch im Zuge der Ermittlungen um die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß eine Durchsuchung gegeben, allerdings in einem anderen Anwesen.

Ein Anwalt, der in der Vergangenheit mehrere Mitglieder der Gruppe vertreten hatte, hat eine Anfrage von t-online nicht beantwortet.

Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande –ECCI

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