Das Europäische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst, Deutschland und Niederlande -ECCI
Libanon: Wie stark ist die Hisbollah nach Israels Angriffen?
DW – Israel hat die Hisbollah in den vergangenen Tagen empfindlich getroffen. Die Organisation ist geschwächt. Im Libanon wächst die Kritik an der Hisbollah, aber auch ein Gefühl der Verbundenheit.
Eine „Kriegssituation“: So bezeichnete der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, am Montag die Lage im südlichen Libanon. Vorausgegangen waren mehrere Wellen harter Luftangriffe durch Israel. Die richteten sich wesentlich gegen Ziele im Süden und in der Bekaa-Ebene, die als Zentren der Hisbollah gelten. Betroffen waren aber auch andere Gebiete des Landes. Die israelische Armee (IDF) schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X, sie habe 300 Hisbollah-Ziele attackiert.
Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zufolge fielen rund 500 Menschen den Angriffen zum Opfer, darunter auch rund 60 Frauen und 40 Kinder. Über 1600 weitere Personen wurden demnach verletzt. Zehntausende Menschen waren und sind auf der Flucht und suchen Schutz in der Hauptstadt Beirut. Das israelische Militär hatte die Bewohner des Südens zuvor aufgefordert, das Gebiet aus Sicherheitsgründen zu verlassen.
Umgekehrt beschießt die Hisbollah weiterhin israelisches Territorium. Am Wochenende nahm sie auch weiter von der Grenze entfernte Städte wie Nazareth und Haifa ins Visier. Die israelische Luftverteidigung konnte die überwiegende Zahl der Raketen abfangen.
Militärische Rückschläge für die Hisbollah
Militärisch hat Israel die Hisbollah offenbar hart getroffen. Die Organisation sei „erheblich geschwächt“, zitiert der Nachrichtensender CNN US-Vertreter in Washington. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch der in Beirut lebende Journalist Ronnie Chatah, Betreiber des Podcasts „The Beirut Banyan“. Die Aufrüstung der Hisbollah in den vergangenen Jahren dürfte in erheblichem Umfang zunichte gemacht worden sein. „Das gilt für den Geheimdienst und den militärischen Nachrichtendienst der Hisbollah ebenso wie für ihre militärischen Fähigkeiten, ganz zu schweigen von dem über das Pager-Netzwerk laufende Kommunikationssystem“, so Chatah zur DW.
Wie genau und in welcher Hinsicht die Hisbollah geschwächt worden ist, lasse sich derzeit nicht genau sagen, heißt es in einem Artikel der israelischen Zeitung „Jerusalem Post“ vom Montag. das Blatt erörtert mehrere Möglichkeiten: Die Hisbollah habe entweder einen Teil ihrer Raketenwerfer verloren oder könne sie wegen der erlittenen Verluste derzeit nicht koordinieren – oder habe schlicht noch nicht ihre gesamten Abschussmöglichkeiten offenbart. Sie verfüge zwar weiterhin über ein großes Raketenarsenal. Aber das laufe nicht gezwungenermaßen auf entsprechende Abschusskapazitäten ihrer Raketen hinaus. „Bisher scheint es jedoch, als sei ihre Abschussfähigkeit von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) unterdrückt worden.“
Auch der Ausfall der elektronischen Kommunikation durch die Massenexplosion von Pagern und Funkgeräten in der vergangenen Woche dürfte der Hisbollah zugesetzt haben, sagt Bente Scheller, Leiterin des Referats Nahost und Afrika der Heinrich-Böll-Stiftung. „Zudem hat sie Kommandeure und Milizen verloren, die sie nicht leicht ersetzen kann. Das alles schwächt die Hisbollah.“
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