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Lugano ist zum Islamisten-Hotspot geworden

Nov 26, 2020 | Studien & Berichte | 0 comments

Das europöische Zentrum für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtdienst,Deutschland und Niedrelande

Lugano ist zum Islamisten-Hotspot geworden

Im Tessin bildete sich ein Netzwerk von berüchtigten Jihadisten, in das sogar eine Sicherheitsfirma verwickelt war – bis die Polizei zuschlug.

Thomas Knellwolf, Kurt Pelda

Wenn nördlich des Gotthards über radikale Islamisten in der Schweiz berichtet wird, stehen meist Winterthur oder Radikale vom Genfersee im Fokus. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren auch im Tessin eine jihadistisch geprägte Szene entwickelt. Lugano, wo es am Dienstag zu einer Messerattacke durch eine zum Islam konvertierte Tessinerinkam, war ihr Zentrum.

Das berüchtigte Netzwerk reichte bis nach Norditalien. Der Schweizer Teil wurde Anfang 2017 in einer Grossaktion mit rund 100 Polizisten zerschlagen. Zwei Fixpunkte waren die Moschee im Luganeser Stadtteil Viganello gewesen und die inzwischen bankrotte Sicherheitsfirma Argo1, bei der mehrere Radikalisierte arbeiteten. Einer von ihnen, Ümit Y. aus Lugano, versuchte, andere Muslime für den Jihad in Syrien zu rekrutieren.

Anschlagspläne auf Vatikan

Auf die Spur des Terrorwerbers waren die Schweizer Sicherheitsbehörden laut Medienberichten dank Hinweisen aus dem südlichen Nachbarland gestossen. Die italienische Polizei ermittelte zu geplanten IS-Anschlägen in Rom oder auf den Vatikan.

Als Haupttäter kam ein zweifacher Schweizer Meister im Kickboxen infrage: Abderrahim Mutaharrik lebte in Norditalien, trainierte in der Schweiz und verkehrte in der Moschee in Viganello. Er fiel dadurch auf, dass er mit einem der IS-Flagge nachempfundenen schwarzen Trikot in den Ring stieg. Mutaharrik soll Ümit Y. kontaktiert haben, weil er in den Jihad ziehen wollte.

Milde Strafe für Rekrutierer

Der Kickboxer wurde in Italien zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Ümit Y. erhielt vom Bundesstrafgericht in Bellinzona 2017 eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren. Davon musste er allerdings nur sechs Monate ­absitzen, der Rest wurde ihm auf Bewährung erlassen.

Die Strafe fiel milde aus, weil der Rekrutierer sich reuig gezeigt hatte und eine Verurteilung im abgekürzten Verfahren akzeptierte. Vor etwas mehr als einem Jahr kündigte das Staatssekretariat für Migration an, dass es dem türkisch-schweizerischen Doppelbürger das Bürgerrecht entziehen wolle.

Im Dunstkreis der beiden Verurteilten bewegte sich auch Oussama Khachia, der als «Jihadist aus Lugano» bekannt wurde. Ihn hatte die Schweiz ausgewiesen. Ümit Y. hat ihm bei der Ausreise via Türkei zum IS nach Syrien geholfen. Khachia soll noch 2015 im syrisch-irakischen Kriegsgebiet umgekommen sein.

Islamisten bewachen Asylheime

Die Sicherheitsfirma Argo1 bewachte Asylheime und war damit auch für Menschen zuständig, die vor dem Terror im Nahen Osten geflüchtet waren. Bei der Firma mit Sitz in Cadenazzo rekrutierte Ümit Y. einen Arbeitskollegen, den Schweizer Konvertiten Ylan B., der ebenfalls in der Moschee von Viganello betete.

Ylan B. hatte erst im November 2014 bei Argo1 angefangen. Schon nach wenigen Monaten schloss sich der leicht beeinflussbare junge Mann aber dem IS an. Im Juli 2015 kam er bei Kämpfen um die irakische Stadt Baiji und die dortige Erdölraffinerie um. Ümit Y. hatte ihm noch 100 Franken für die Reisekosten zugesteckt und ihn instruiert, wie er in der Türkei mit dem Bus bis zur syrischen Grenze fahren könne.

Todesdrohung gegen Journalisten

Zur Viganello-Zelle um Ümit Y. gehörte ausserdem der 30-jährige Peter G., ebenfalls ein ehemaliger Sicherheitsmitarbeiter. Der Salafist bedrohte einen freien Journalisten und Buchautor, der sich mit Islamismus und Terror auseinandersetzte, mit dem Tod.

2017, im Jahr der Verhaftung des Luganeser Rekrutierers Ümit Y., geriet auch eine heute 28-jährige Tessiner Konvertitin ins Visier der Behörden. Dieselbe Frau wurde gestern verhaftet, nachdem sie zwei Frauen angegriffen hatte. Die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen vor drei Jahren hatten laut Fedpol nicht für ein Strafverfahren bei der Bundesanwaltschaft gereicht.

https://www.tagesanzeiger.ch/lugano-ist-zum-islamisten-hotspot-geworden-335102175201

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